quarta-feira, 22 de maio de 2013

Obrigado por fumar

Gegen die Sitten-Diktatur: Danke, dass >>Sie rauchen!<<

".   Wir leben in furchtbar komplizierten Zeiten. Ich habe mich oft gefragt, warum Islamisten gegen vorehelichen Sex, leichte Bekleidung, Freibäder, Popmusik, Discos, Kino und Alkohol auf die Barrikaden gehen. Wie kann man sich so verbissen gegen die eigenen Bedürfnisse engagieren, gegen alles, was Spaß macht? Aber inzwischen ist es im Westen gar nicht viel anders. Bloß dass hier die immer zahlreicheren Puritaner nicht mehr mit Gott argumentieren, sondern mit Gesundheit und dem Schutz der anderen vor Belästigung; und dass immer neue Gefahren und Sünden heraufbeschworen werden: Fett, Zucker, Salz, Fahrrad- und Skifahren ohne Helm, Kinder, die man ohne Sicherungsseil einen Baum hochklettern lässt ...
Dem Anschein von Hedonismus in Werbung und Massenmedien zum Trotz leben wir in einer immer eingeschränkteren, lustfeindlicheren Welt. Das Schlimmste aber ist, dass wir es nicht bemerken (höchstens, wenn wir uns mal mit früher oder anderen Kulturen beschäftigen), sondern aus freien Stücken, die Repressionsschraube immer noch fester anziehen.
Tabak, Alkohol und andere Genussmittel erscheinen beinahe ausschließlich in einem problematischen, gesundheitsschädlichen oder psychopathologischen Kontext; Sexualität hat rasch den Ruch von Übergriff, Missbrauch oder Ausbeutung; Fleisch und Fisch zu essen gilt als mörderisch, selbstmörderisch oder beides zugleich; Fliegen und Autofahren sind unökologisch; wer zweimal zu schnell gefahren ist, wird als Raser, ja potenzieller Mörder gebrandmarkt; Tourismus zerstört fremde Kulturen; Partys, laute Musik und Kinder werden vor allem unter der Kategorie Lärmemission, Ruhestörung und Erregung öffentlichen Ärgernisses wahrgenommen; ist ein Kind in der Schule besonders lebhaft, wird es zwar nicht mehr mit der Rute gezüchtigt, aber in die psychologische Abklärung geschickt und mit Ritalin abgefüllt; wer im Garten oder auf dem Balkon grillt, ist eine Zumutung; wer in der Tram telefoniert, ein Egoist. Diese Mimosenmentalität führt dazu, dass wir, wie der slowenische Philosoph Slavoj Zizek sagt, Rahm heute vorzugsweise ohne Fett, Cola ohne Kalorien, Bier ohne Alkohol, Kaffee ohne Koffein und Sex ohne realen Körper serviert bekommen. Und wenn wir mal zu einer richtigen Zigarette mit Nikotin greifen, kommen wir nicht am Anblick von zerstörten Lungen und toten Föten vorbei.
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